Die romantische Schule in Deutschland (1873)

|83| 5.

Man findet also in der »Lucinde« gleichsam in nuce all’ jene Lehrsätze, welche später in der Geschichte der Romantik entwickelt und exemplificirt werden. In einer Abhandlung wie der über »den Wechselbetrieb« »von dem Aesthetiker in »Entweder–Oder« ist der Müßiggang in ein System gebracht: »Man übernehme nie irgend ein Berufsgeschäst. Thut man es, so wird man ein schlechter und rechter Massen-Peter, ein winziger kleiner Zapfen in der Maschine des Staatskörpers; man hört auf, selbst der Betriebs-Herr zu sein. . . Wenn man sich auch der Berufsgeschäfte enthält, soll man doch nicht unthätig sein, sondern Gewicht auf all’ solche Beschäftigung legen, welche mit Müßiggang identisch ist. . . . In der Willkür liegt das ganze Geheimnis. Man glaubt, es sei keine Kunst, willkürlich zu handeln, und doch gehört ein tiefes Studium dazu, solchergestalt willkürlich zu handeln, daß man sich nicht selbst dabei verirrt, sondern selbst Genuß davon hat«. – Müßiggang, Willkür, Genuß! Da haben wir das Kleeblatt. Wir finden es überall aus dem romantischen Felde. In einem Buche wie Eichendorff’s »Leben eines Taugenichts« werden der Müßiggang und die Zwecklosigkeit |84| in der Gestalt des Helden idealisirt und verherrlicht. Und die Zwecklosigkeit ist ein Hauptpunkt, den man vor Allem nicht übersehen darf. Die Zwecklosigkeit ist ein anderer Ausdruck für die romantische Genialität. »Absichten haben«, sagt Julius zu Lucinde, »nach Absichten handeln, und Absichten mit Absichten zu neuer Absicht künstlich verweben, diese Unart ist so tief in die närrische Natur des gottähnlichen Menschen eingewurzelt, daß er sich’s nun ordentlich vorsetzen und zur Absicht machen muß, wenn er sich einmal ohne alle Absicht aus dem innern Strom ewig fließender Bilder und Gefühle frei bewegen will. . . . O! es ist wahr, meine Freundin, der Mensch ist von Natur eine ernsthafte Bestie.« Selbst der streng christliche Kierkegaard sagt Betreffs dieser Aussprüche: »Um Schlegel nicht Unrecht zu thun, muß man sich der vielen Verkehrtheiten erinnern, welche sich in so mancherlei Lebensverhältnisse eingeschlichen hatten und namentlich unermüdlich bestrebt gewesen waren, die Liebe so zahm, so wohlabgerichtet, so schleppend, so träge, so nützlich und brauchbar wie irgend ein sonstiges Hausthier, kurz gesagt so unerotisch wie möglich zu machen. . . . Es giebt eine sehr beschränkte Ernsthaftigkeit, eine Zweckmäßigkeit, eine jämmerliche Teleologie, welche viele Menschen abgöttisch verehren, die jedes unendliche Streben als ihr rechtmäßiges Opfer verlangt. Die Liebe ist solchermaßen Nichts in und an sich selbst, sondern wird erst Etwas durch |85| die Absicht, womit sie in die Kleinlichkeit eingeordnet wird, die auf dem Privattheater der Familien Furore macht.« Man darf vielleicht schließen, daß diese Ausdrücke Kierkegaard’s von der zahmen, wohlabgerichteten, trägen und nützlichen Hausthier-Liebe eine besonders passende Anwendung hätten in Deutschland finden können, das zu jener Zeit sicherlich der Sitz der altmodischen Weiblichkeit war. Tieck’s satirische Ausfälle in seinen Lustspielen zielen zuweilen in ähnlicher Richtung. So beklagt in seinem »Däumchen« ein Ehemann sich über die ewige Stricklust seiner Frau, die ihm keine Ruhe lasse, – ein Motiv, das man fast nur in Deutschland verstehen kann, wo die Damen sich noch heut zu Tag mit dem Strickzeug in der Hand selbst an öffentlichen Vergnügungsörtern, wie z. B. in Dresdener Koncertlokalen, einfinden. Herr Semmelziege sagt bei Tieck:

Des Hauses Sorge nahm zu sehr den Sinn ihr ein,
Die Sauberkeit, das Porzellan, die Wäsche gar;
Wenn ich ihr wohl von meiner ew’gen Liebe sprach,
Nahm sie der Bürste vielbehaartes Brett zur Hand,
Um meinem Rock die Fäden abzukehren still!
Doch hätt’ ich gern geduldet Alles, außer Eins:
Daß, wo sie stand, und wo sie ging, auswärts, im Haus,
Auch im Koncert, wenn Tongewirr die Schöpfung schuf,
[…]
Da zaspelnd, haspelnd, heftig rauschend, nimmer still,
Ellnbogen fliegend, schlagend Seiten und Geripp,
Sie immerdar den Strickstrumpf eifrig handgehabt

|86| Drollig wird diese Satire, wo sie freiwillig oder unfreiwillig wie eine Parodie der bekannten römischen Elegie aussieht, in welcher Goethe seiner Geliebten das Maß des Hexameters »leise mit fingernder Hand« auf den Rücken zählt:

Einst als des Torus heilig Lager uns umfing
Am Himmel glanzvoll prangte Lunas keuscher Schein,
Der goldnen Aphrodite Gab’ erwünschend mir,
Von silberweißen Armen ich umflochten lag,
Schon denkend, welch ein Wunderkind so holder Nacht,
Welch Vaterlandserretter, kraftgepanzert, soll
Dem zarten Leib entsprießen nach der Horen Tanz,
Fühl’ ich am Rücken hinter mir gar sanften Schlag;
Da wähn’ ich, Liebsgekose neckt die Schulter mir,
Und lächle fromm die süße Braut und sinnig an:
Bald naht mir der Enttäuschung grauser Höllenschmerz,
Das Strickzeug tanzt auf meinem Rücken thätig fort,
Ja, stand das Werk just in der Ferse Beugung, wo
Der Kundigste, ob vielem Zählen; selber pfuscht.

Gegenüber einer solchen Pflege des Nützlichen begreift man die Anempfehlung der Zwecklosigkeit.

Aber die Zwecklosigkeit hängt mit dem Müßiggange zusammen. »Nur Italiäner«, heißt es, »wissen zu gehen, und nur Die im Orient verstehen zu liegen; wo hat sich aber der Geist zarter und süßer gebildet, als in Indien? Und unter allen Himmelsstrichen ist es das Recht des Müßiggangs, was Vornehme und Gemeine unterscheidet, und das eigentliche Princip des Adels.«

Diese letzte Aeußerung ist fast nichtswürdig, aber |87| durch ihren Cynismus um so bezeichnender. Das ist die Art, wie die Romantik sich zur großen Masse der Menschheit stellt. Die Mittel zum Nichtsthun besitzen, ist für sie der echte Adelsbrief. Die, welche brotlose Künste treiben und von Anderen ernährt werden, Könige und Ritter wie in Fouques und Ingemann’s Romanen, Künstler und Poeten wie bei Novalis und Tieck, sind ihre Helden. Sie fondert sich ab von der Menge. Sie will Nichts für diese thun, sie hat nur ihre Auserwählten vor Augen. Der Held und die Heldin in »Lucinde« sind der geniale Künstler und das geniale Weib; nur die Natur- oder die Kunst-Ehe zwischen ihnen wird verherrlicht. Daher fragt auch Julius seine Geliebte, ob ihr Kind, wenn es eine Tochter wäre, für das Portrait oder für die Landschaft erzogen werden solle. Nur als Mitglied der Künstlergilde hat sie für die Eltern Interesse. Wir, die wir heutigen Tags nach Wirklichkeit dürsten, wir wollen das Unrecht abgeschafft wissen, daß die Poesie nur unter Dichter und Maler vertheilt wird. Wir wollen den Kreis ihrer Günftlinge erweitert, ja gefprengt sehen.

Man begreift also leicht, weshalb »Lucinde« kein sociales Resultat haben konnte. Aber enthielt sie auch keinen praktischen Keim, und war sie auch zu marklos, um irgend eine Art von Reform bewirken zu können, so lag dem Buche doch eine Praxis zu Grunde.

Werfen wir zuerst einen Blick auf die Gestalten |88| des Buches, dann auf die wirklichen Gestalten, welche hinter ihnen stehen.

Auf einem Hintergrund der tiefsten Verachtung aller Prosa der Wirklichkeit und aller bürgerlichen Verhältnisse der Gesellschaft zeichnen die Hauptpersonen des Buches sich wie redende Silhouetten ab. Das Werk schämt sich nicht seiner erotischen Lehre, es fühlt sich in seiner Reinheit erhaben über dem Urtheil der Menge: »Nicht der königliche Adler allein darf das Gekrächze der Raben verachten; auch der Schwan ist stolz, und nimmt es nicht wahr. Ihn kümmert Nichts, als daß der Glanz seiner weißen Fittiche rein bleibe. Er sinnt nur darauf, sich an den Schooß der Leda zu schmiegen, ohne ihn zu verletzen, und Alles, was sterblich ist an ihm, in Gesänge auszuhauchen.«

Das Bild ist hübsch und kühn; aber ist es wahr? Leda und der Schwan sind auf so vielfache Weise behandelt worden.

Julius ist ein zerrissener junger Mann, natürlich Künstler, über den wir in den »Lehrjahren der Männlichkeit« (einem Abschnitte, welcher enthält, was Flaubert »1’education sentimeniale« nennt) als bezeichnendsten Zug erfahren, daß er Pharao mit dem Anscheine der heftigsten Leidenschaft spielen und doch zerstreut und abwesend sein, daß er in einem Augenblicke von Hitze Alles wagen und, so bald es verloren war, sich gleichgültig wegwenden konnte. Vermag dieser Charakterng uns |89| auch keine Bewunderung zu entlocken, so malt er doch ziemlich gut eine genußsüchtige und ausgebrannte Natur, die ohne kräftigen Handlungstrieb Reizmittel in einem schlaffen, kalt verzweifelten Müßiggange sucht. Seine Entwicklungsgeschichte wird, wie bei derjenigen sehr junger Menschen so häufig der Fall ist, ausschließlich durch eine Reihe von Frauennamen bezeichnet. Die betreffenden Frauen werden flüchtig, wie mit einem Bleistift in einem Album, skizzirt; nur eins dieser vorbereitenden Bilder ist etwas mehr ausgeführt, das Portrait einer in orientalischem Vegetiren vollständig ausgegangenen Kameliendame, die als Kameliendame sich durch eine aufrichtige Liebe aus ihrer Sphäre erhebt und stirbt, weil sie nicht verstanden wird oder keinen Glauben findet. Sie scheidet durch Selbstmord mit einem brillanten Bühnenabgange aus dem Leben und scheint, wie sie geschildert wird, in ihrem Boudoir sitzend, von großen Spiegeln umgeben, mit den Händen im Schooße, das Bild der ästhetischen Betäubung, des Selbstverlustes und der Selbstbespiegelung, in welchen die Romantik ausging, lebendig zu verkörpern. Nachdem er eine Menge durchgehends tief widerwärtiger erotischer Stadien durchlaufen hat, lernt Julius endlich sein weibliches Gegenbild Lucinde kennen, deren Eindruck nicht mehr erlischt. »Er traf in ihr eine junge Künstlerin [versteht sich!], welche das Schöne gleich ihm leidenschaftlich verehrte, die Einsamkeit und die Natur eben so zu lieben schien. |90| In ihren Landschaften sah und fühlte man den lebendigen Hauch wahrer Luft, es war immer ein ganzer Blick. . . . Sie trieb die Malerei nicht wie ein Gewerbe oder eine Kunst [ja kein Ernst! ja kein Nutzen!], sondern bloß aus Lust und Liebe [Dilettantismus und Ironie!], und warf jede Ansicht nach Zeit und Laune mit der Feder oder mit Wasserfarben aufs Papier. Zum Oel hatte es ihr an Geduld und an Fleiß gefehlt [ja kein Fleiß!] . . . Lucinde hatte einen entschiedenen Hang zum Romantischen [natürlich! sie ist ja pure Romantik]. Auch war sie von Denen, die nicht in der gemeinen Welt leben, sondern in einer eignen selbstgedachten und selbstgebildeten . . . Auch hatte sie mit kühner Entschlossenheit alle Rücksichten und alle Bande zerrissen und lebte völlig frei und unabhängig.« Von dem Zeitpunkte an, wo Julius sie kennen lernt, wird auch seine Kunst wärmer und seelenvoller. Er malt das Nackte »in einem Strom von beseelendem Licht«, seine Gestalten »schienen beseelte Pflanzen in der gottähnlichen Gestalt des Menschen.«

Leicht und melodisch, in stets geweckter und befriedigter Sehnsucht, fließt für Julius und Lucinde das Leben dahin, »wie ein schöner Gesang«. Die Handlung spielt gleichsam in einem Atelier, wo die Staffelei neben dem Alkoven steht. Lucinde wird Mutter, und dadurch in die »Naturehe« eingeweiht. »Was vorher war zwischen uns, ist nur Liebe gewesen und Leidenschaft. Nun hat |91| uns die Natur inniger verbunden.« Die Geburt des Kindes giebt dem Paare »das Bürgerrecht im Stande der Natur,« vermuthlich das Rousseau’sche, das einzige, worauf sie Werth gelegt zu haben scheinen. Sociale und politische Rechte sind den Romantikern eben so gleichgültig, wie bei uns dem Pseudonym Kierkegaard’s, welcher meint, man müsse froh sein, daß sich Jemand finde, der regieren möge, damit wir Andern frei sein können.

Hinter dieser zweifelhaften Produktion lag indeß eine Wirklichkeit mit kräftigeren Umrissen. Das Jugendleben des Helden stimmte, wie Friedrich Schlegel’s Briefe beweisen, ziemlich genau mit dem des Verfassers überein. Berlin war damals noch nicht pietistisch, sondern nach Zeugnissen der Zeitgenossen ein wahrer Venusberg, dem Keiner sich ungestraft nähern durfte. Das Beispiel des Thrones heiligte jegliche Freiheit in den Sitten. Die Begeisterung für Kunst und schöne Literatur verdrängte und ersetzte die unlängst so mächtige officielle Moral, welche man abzuschütteln suchte.

Im Herbst 1799, demselben Jahre, wo »Lucinde« erschien, schreibt Friedrich Schlegel an Schleiermacher: »Da die Menschen es so toll mit ihrem Wesen treiben, hat Schelling einen neuen Anfall von seinem alten Enthusiasmus für die Irreligion bekommen, worin ich ihn denn aus allen Kräften bestärke. Darum hat er ein epikuräisches Glaubens|92|bekenntnis in Hans Sachs-Goethe’scher Manier entworfen.

Kann es fürwahr nicht länger ertragen,
Muß wieder einmal um mich schlagen,
Wieder mich rühren mit allen Sinnen,
So mir dachten zu entrinnen
Von den hohen, überirdischen Lehren,
Dazu sie mich wollten mit Gewalt bekehren.
Darum so will auch ich bekennen,
Wie ich in mir es fühle brennen,
Wie mir’s in allen Adern schwillt,
Mein Wort so Viel wie anderes gilt,
Da ich in bös’ und guten Stunden
Mich habe gar trefflich befunden,
Seit ich gekommen ins Klare,
Die Materie sei das einzig Wahre.
Halte Nichts vom Unsichtbaren,
Halt’ mich allein am Offenbaren,
Was ich kann riechen, schmecken, fühlen,
Mit allen Sinnen drinnen wühlen.
Mein einzig’ Religion ist die,
Daß ich liebe ein schönes Knie,
Volle Brust und schlanke Hüften,
Dazu Blumen mit süßen Düften,
Aller Lust volle Nährung,
Aller Liebe süße Gewährung
Drum, sollt’s eine Religion noch geben
(Ob ich gleich kann ohne solche leben),
Könnte mir vor den andern allen
Nur die katholische gefallen,
Wie sie war in den alten Zeiten,
Da es gab weder Zanken noch Streiten,
Waren Alle Ein Mus und Kuchen
Thäten’s nicht in der Ferne suchen,
|93| Thäten nicht nach dem Himmel gaffen,
Hatten Von Gott ’nen lebend’gen Affen,
Hielten die Erde für’s Centrum der Welt,
Zum Centrum der Erde Rom bestellt,
Darin der Statthalter residirt
Und der Welttheile Scepter führt,
Und lebten die Laien und die Pfaffen
Zusammen wie im Land der Schlaraffen,
Dazu sie im hohen Himmelshaus
Selber lebten in Saus und Braus,
War ein täglich Hochzeithalten
Zwischen der Jungfrau und dem Alten.*)*
*) Plitt, Aus Schelling’s Leben. Bd. I., S. 282.

Ein solches Gedicht vön solcher Hand ist ein wahrhaftes Dokument über den Zeitgeist.

Die Mode war revolutionär, die Brust stark entblößt, die Kleider orientalisch weit. Der Ton unter den hervorragendsten jungen Frauen war äußerst frei. Von Keiner wird zu jener Zeit wegen ihrer Schönheit mehr gesprochen, als vou der jungen Pauline Wiesel, in deren Boudoir Prinz Louis Ferdinand, der Catilina der revolutionslustigen Jugend, aus und ein ging. Ein Zeitgenosse schreibt von ihr: »Ich betrachte sie durchaus wie ein Phänomen der griechischen Mythologie.« Alexander von Humboldt ging zwölf Meilen zu Fuße, um sie zu sehen. Charakteristisch für den Zeitgeist ist es, daß das Verhältnis, durch welches Pauline Wiesel ihren Ruf aufs Spiel setzte, nicht die geringste Mißbilligung bei ihren intelligenten Freundinnen sand, z. B. nicht ein|94| mal bei der sonst so durchaus unbescholtenen Rahel. Diese ist nicht sehr weit davon entfernt, sie zu beneiden. Sie schreibt als junges Mädchen selbst einmal mißmüthig: »Lauter Mittel zu leben, lauter Anstalten dazu, und nie darf man leben, nie gelange ich dazu, und wenn man sich’s einmal erdreistet, so hat man die elende Welt, die ganze Welt gegen sich!«

Aber das Original zur »Lucinde« war doch mehr werth, als ihr Portrait, und größer angelegt. Sie gehörte demselben Kreise an, dem Kreise junger, geistvoller Jüdinnen, welche zu jener Zeit die freieste und höchste Bildung repräsentirten, und deren historische Bedeutung darin besteht, daß sie damals noch den einzigen Kreis bildeten, in welchem Goethe’s Ruf absolut feststand und ein wahrer Goethe-Kultus herrschte. Die begabtesten dieser jungen Frauen waren die klarsehende, seinfühlige, Geistesfunken versprühende Rahel Levin, später Varnhagen’s Gattin, die schöne, aufgeweckte und kenntnisreiche Henriette, mit dem Arzte Markus Herz vermählt, und endlich Moses Mendelssohn’s kluge, selbständige Tochter Dorothea, welche aus Fügsamkeit gegen ihre Eltern dem Bankier Veit ihre Hand gereicht hatte, aber in einer geistig unbefriedigten Ehe mit ihm lebte. Nicht durch äußere Schönheit, sondern durch ihren Witz und ihre leidenschaftlichen geistigen Interessen fesselte sie Friedrich Schlegel. Er war damals fünfundzwanzig, sie zweiunddreißig Jahre alt. In ihrem Wesen und |95| Auftreten lag nichts Sinnliches oder Frivoles, sie hatte große, brennende Augen, und eine männliche Härte lag in ihren Zügen. In seinen Briefen an den Bruder rühmt er ihren »gediegenen Werth«, sie ist, sagt er, »sehr einfach und hat für Nichts anders Sinn, als für Liebe, Musik, Witz und Philosophie.« Im Jahre 1798 ließ Dorothea sich von ihrem Manne scheiden und folgte Schlegel nach Jena. »Uns bürgerlich zu verbinden,« sagt sie in einem Briefe aus dieser Zeit, »ist eigentlich nie unsere Absicht gewesen, obgleich ich es schon lange nicht für möglich gehalten habe, dass etwas Anderes als der Tod uns trennen kann. Zwar widerstrebt es durchaus meinem Gefühl, Gegenwart und Zukunft ausgleichen und berechnen zu wollen, aber wenn die verhaßte Ceremonie die einzige Bedingung der Unzertrennlichkeit bliebe, so würde ich nach dem Gebot des Augenblicks handeln und meine liebsten Ideen vernichten.« Kein Freund half mehr, das Verhältnis zwischen Friedrich und Dorothea zu ordnen, als deredle Schleiermacher. Auf keinen von Friedrich’s Freunden hatte »Lucinde« so gewaltigen Eindruck gemacht, wie auf ihn. Er war damals Prediger an der Charité-Kirche zu Berlin. Schon lange war er mit warmer Sympathie, ja mit Bewunderung Friedrich’s Emancipationsbestrebungen gefolgt. In seiner Abhandlung über »Diotima« sowohl, wie in seiner scharfen Beurtheilung von Schiller’s »Würde der Frauen« hatte Dieser der herkömmlichen Auffassung von der Gesell|96|schaftsstellung des Weibes den Krieg erklärt. Er hatte die gewöhnliche Ehe verspottet, »wo die Eheleute in gegenseitiger Verachtung von einander leben, wo er in ihr nur ihr Geschlecht, sie in ihm seine bürgerliche Stellung, und Beide in den Kindern ihr Machwerk und Eigenthum erblicken.« Es handelte sich für ihn um die sittliche und geistige Emancipation des Weibes. Geist und Bildung, mit Begeisterung vereint, waren die Eigenschaften, welche in seinen Augen ein Weib liebenswürdig machten. Die landläufigen Vorstellungen von Weiblichkeit verhöhnte er. Mit Bitterkeit sprach er von der Dummheit und Schlechtigkeit der Männer, die von den Frauen Unschuld und Mangel an Bildung verlangten; so würden die Frauen zur Prüderie gezwungen, und Prüderie sei Prätension der Unschuld ohne Unschuld. Wahre Unschuld könne sich bei dem anderen Geschlechte sehr wohl mit Bildung vertragen. Sie sei vorhanden, wo Religion, Fähigkeit zur Begeisterung vorhanden sei. Daß daher eine schöne und edle Freidenkerei sich minder für Frauen als für Männer gezieme, sei nur eine der vielen allgemein geltenden Plattheiten, welche durch Rousseau in Umlauf gekommen. »Die Knechtung der Frau« sei ein Krebsschaden der Menschheit. Sein höchster schriftstellerischer Wunsch ist, wie er sich naiv ausdrückt, »eine Moral zu stiften.« Als die erste sittliche Regung im Menschen bezeichnet er »Opposition wider das positive Gesetz und das konventionelle Recht«.

|97| Schleiermachers Fragment im »Athenäum«: »Vernunftkatechismus für edle Frauen« betritt ganz diesen Weg und verlangt von den Frauen, daß sie sich von den Schranken ihres Geschlechtes freimachen sollen. Ja, so unglaublich es klingen mag: das oft citirte Fr. Schlegel’sche Fragment, welches keinen gründlichen Einwand gegen eine Ehe à quatre für möglich hält, stammt (wie Haym nachgewiesen hat) wahrscheinlich aus Schleiermacher’s Feder. Die Spitze desselben ist gegen die vielen gemeinen und unwahren Ehen, gegen »die mißlungenen Eheversuche« gerichtet, welche der Staat in seiner Verkehrtheit mit Gewalt zusammen zu halten sucht, und wodurch die Möglichkeit zu echten Ehen verhindert wird. Wie es in diesem Fragmente heißt, daß fast alle Ehen nur provisorische und entfernte Annäherungen an eine wirkliche Ehe seien, so sagt Schleiermacher selbst, daß viele Versuche nöthig seien, und daß, »wenn man drei oder vier Paare zusammen nähme, recht gute Ehen zu Stande kommen könnten, falls man sie tauschen ließe.«

Die tiefste Ursache, weshalb Schleiermacher sich gleich persönlich so warm Friedrich’s und Dorothea’s annahm, lag in seinen eigenen damaligen Lebensverhältnissen. Er hegte eine starke und lebhaft erwiederte Liebe zu Eleonore Grunow, welche in kinderloser und höchst unglücklicher Ehe mit einem Berliner Prediger lebte.

Er fand, daß viel Unbildung und Plattheit, viel |98| Philiströses und Pharisäisches bei der Wuth über »Lucinde« mit unterlief, die man zur selben Zeit herunter riß, wo man sich an Wieland’s und Crebillon’s lüsternen Romanen köstlich amüsirte. »Das erinnert mich an die Hexenprocesse,« sagt er, »wo Bosheit die Anklage formulirte und fromme Einfalt das Urtheil vollzog.«

Und was ihn besonders veranlaßte, eifrig für das verfolgte Paar Partei zu nehmen, war, wie er sagt, der Umstand, daß die Klage, welche über verletzte Decenz erhoben ward, bei den Meisten nur ein Vorwand war, um mittels dieser Brücke der Privatperson Schlegel zu Leibe zu gehn.

Dorothea besaß eine kraftvolle Seele in einem schwachen Leibe. Ohne Wank ertrug sie Alles, was ihr Bruch mit der Gesellschaftsnorm auf sie herab beschwor, heimliche Verketzerung und öffentliche Beschimpfung durch Hindeutungen in den Angriffen aus »Lucinde«. Sie bewies dem Manne ihrer Wahl die ausdauerndste Hingebung und die aufopferndste Treue. Sie theilt nicht allein seine Interessen und Bestrebungen, sondern erträgt seine Thorheiten und findet sich ohne Klage in die Launen des launenvollsten Liebhabers. Ja, noch mehr: eine ungewöhnliche Geistesfreiheit und Munterkeit verscheucht alle Schatten des Mißmuths um sie und Andere her. Ihr Lachen klingt lustig zwischen Schleiermacher’s allzu subtile Reflexionen und Friedrich’s transcendentale Ironie hinein. So frei sie übrigens von |99| weiblicher Empfindsamkeit ist, geht sie ganz auf in Bewunderung ihres Geliebten, und mit rührender Bescheidenheit ist sie stolz auf ihn. Als sie den Roman »Florentin« geschrieben hat, ein Buch, das, trotz all seiner Schwächen, mehr schöpferische Kraft als irgend ein poetisches Erzeugnis Friedrich’s enthält, ist sie vor Allem glücklich und stolz darüber, daß sein Name als der des Herausgebers aus dem Titelblatte steht. Mit klopfendem Herzen und erröthenden Wangen sendet sie Schleiermacher den ersten Band ihres Buches zur Durchsicht und lächelt über die vielen rothen Striche im Manuskripte. »Der Henker steht immer da, wo Accusativ und Dativ stehen sollten.« Daß auch sie zu einer Zeit (gegen das Jahr 1800), wo alle Romantiker, selbst Schleiermacher und Schelling, poetische Sünden begingen, schriftstellern und dichten mußte, bezeichnet sie als zu dem deutsch-literarischen Kreise der Romantiker gehörend, und in Wirklichkeit ist ihr Roman auch ein Ausdruck für alle herrschenden Ideen, eine Nachahmung Wilhelm Meister’s und Franz Sternbald’s, eine Verherrlichung der harmonisch Gebildeten, gegenüber den Gemeinen, des freien Vagabundenlebens, des Müßiggangs und des schönen Leichtsinns, der Zwecklosigskeit, die inmitten der prosaischen, realen Welt keine »Absichten« hat. Aber nichtsdestoweniger erhebt diese Frau sich über diesen Kreis. Nicht umsonst war sie die Tochter des klugen, nüchternen Mendelssohn.

|100| Sie möchte, sagt sie, sehr gerne in Friedrich einen Künstler sehen, aber recht lieb würde er ihr doch erst werden, wenn sie ihn als tüchtigen Bürger in einem rechten Staate sähe; ja, es kommt ihr vor, als ob das Wesen und Wollen all’ ihrer revolutionären Freunde zum Literarischen, zur Kritik und all dem Zeug passe, wie ein Riese für ein Kinderbett; sie sagt, wenn es nach ihrem Kopf ginge, so machten sie’s wie Götz von Berlichingen, der nur zur Feder griff, um sich vom Gebrauche des Schwertes zu erholen.*)*

*) R. Haym, Die romantische Schule. S. 663 ff.

Wir sehen hier wieder, was uns schon bei Frau von Kalb frappant entgegen trat, wie bei den Frauen dieser Periode eine männlichere und ungetheiltere Kraft, als bei den Männern, sich geltend macht, und wie sie beständig die Probleme, welche die Männer auf das literarische Forum beschränkt halten wollen, auf das sociale hinausziehen möchten. Sie fühlen tiefer den Druck der Verhältnisse, sie sind minder geschwächt durch gelehrte Ueberkultur, und sie haben mehr praktischen Sinn und Blick, als die Männer um sie her.

Das erste größere Ereignis, welches an das seit Kurzem verbundene junge Paar heran tritt, ist, daß Fichte zu ihnen kommt. Man hatte ihn bekanntlich angeklagt, als Universitätsprofessor Atheismus zu lehren. Karoline Schlegel schreibt darüber an eine Freundin: »Nur mit |101| Kummer kann ich Dir von Dem schreiben, wonach Du mich fragst – von der Fichte’schen Sache. Glaube mir, sie ist sehr schlimm für alle Freunde eines ehrlichen und freimüthigen Betragens. Wie Du von der ersten Anklage, die von einem bigotten Fürsten und seinen theils katholischen, theils herrnhutischen Rathgebern herrührte, zu denken hast, wirst Du ungefähr einsehn . . . . Aber da hetzt man den Fichte durch allerlei Berichte von Weimar, es stehe schlimm u. s. w., daß er schreibt, er werde seinen Abschied nehmen, wenn man ihm einen gerichtlichen Verweis gebe und seine Lehrfreiheit einschränke . . . Alle Hofediener, alle die Professoren, die Fichte überglänzt hat, schreien nun über seine Dreistigkeit, seine Unbesonnenheit. Er wird verlassen, gemieden.«

In einem Briefe, der gemeinschaftlich von Friedrich Schlegel, Schleiermacher und Dorothea verfaßt ist, sagt Letztere: »Es geht sehr gut mit Fichten hier, man läßt ihn in Frieden. Nicolai hat sich verlauten lassen, man würde sich nicht im Geringsten um ihn bekümmern, nur müßte er nicht öffentlich lesen wollen, Das würde dann nicht gut aufgenommen werden. – Ich werde ganz excellent mit Fichten fertig, und überhaupt ich nehme mich so gut in diesem Philosophen-Konvent, als wäre ich nie etwas Schlechteres gewohnt gewesen. Nur habe ich noch eine gewisse Angst vor Fichte, doch Das liegt nicht an ihm, sondern mehr an meinen Verhältnissen mit der Welt und mit Friedrich – ich |102| fürchte – doch ich irre mich vielleicht auch. Schreiben kann ich kein Wort mehr, Liebe, meine Philosophen laufen unaufhörlich die Stube auf und ab, daß mir schwindelt.«

Hier haben wir eine kleine Interieur-Scene aus Dorothea’s Leben in Berlin. Ja, man gefällt sich so wohl in diesem Beisammensein, daß Fichte den Plan faßt, man solle für immer vereint bleiben. Er schreibt seiner Frau, daß er Friedrich zu bewegen suche, in Berlin zu bleiben und Wilhelm Schlegel zu veranlassen, gleichfalls mit seiner Frau dorthin zu ziehen: »Reussirt Dieses, so machen wir, d. h. die beiden Schlegel, Schelling (der dann auch hierher zu bringen sein möchte) und wir, eine Familie, miethen ein großes Logis, halten eine Köchin u. s. w.« Es blieb bei dem Projekte. Die Frauen der Brüder Schlegel konnten sich nicht gut mit einander vertragen. Aber berührt es Einen nicht wie ein Hauch aus einer andern Welt, wenn man mitten unter dieser Sorge für Fichte und der Indignation über das Unrecht, das ihm widerfährt, auf Worte wie die folgenden in Dorothea’s Briefen stößt: »Deiner Mutter dank’ ich recht herzlich für das liebe Heiligenbild. Ich habe es hier immer vor mir liegen; mich dünkt, ich hätte mir selbst keine andere Heilige erwählt, sie paßt mir recht. Die Bilder und die katholischen Gesänge haben mich so gerührt, daß ich mir vorgenommen habe, wenn ich eine Christin werde, so muß es durchaus |103| katholisch sein.«*)*

*) G. Waitz, Karoline. Bd. 1, S. 253, 259, 261 u. 293.
Nirgends fühlt man wohl deutlicher, als hier, die religiöse Konfusion der romantischen Geistesrichtung. Man sieht, daß der Katholicismus dort ganz dieselbe Rolle spielt, wie der Grundtvigianismus später hier in Dänemark.

Allein Dorothea ist nicht das einzige Frauenportrait in »Lucinde«. Während seiner Lehrjahre lernt Julius eine ausgezeichnete Frau kennen, die folgendermaßen geschildert wird: »Auch diese Krankheit heilte und vernichtete der erste Anblick einer Frau, die einzig war, und die seinen Geist zum ersten Mal ganz und in der Mitte traf . . . Sie hatte gewählt und hatte sich gegeben; ihr Freund war auch der seinige, und lebte ihrer Liebe würdig. Julius war der Vertraute, er wußte Alles genau, was ihn unglücklich machte, und urtheilte mit Strenge über seinen eigenen Unwerth . . . Darum drängte er alle Liebe in sein Innerstes zurück, und ließ die Leidenschaft wüthen, brennen und zehren; aber sein Aeußeres war durchaus verwandelt, und so gut gelang ihm der Schein der kindlichsten Unbefangenheit und Unerfahrenheit und einer gewissen brüderlichen Härte, die er annahm, damit er nicht aus dem Schmeichelhaften ins Zärtliche fallen möchte, daß sie nie den leisesten Argwohn schöpfte. Sie war heiter und leicht in ihrem Glück, sie ahndete Nichts, scheute also Nichts, sondern ließ ihrem Witz und ihrer |104| Laune freies Spiel, wenn sie ihn unliebenswürdig fand. Ueberhaupt lag in ihrem Wesen jede Hoheit und jede Zierlichkeit, die der weiblichen Natur eigen sein kann, jede Gottähnlichkeit und jede Unart, aber Alles war fein, gebildet und weiblich. Frei und kräftig entwickelte und äußerte sich jede einzelne Eigenheit, als sei sie nur für sich allein da, und dennoch war die reiche, kühne Mischung so ungleicher Dinge im Ganzen nicht verworren, denn ein Geist beseelte sie, ein lebendiger Hauch von Harmonie und Liebe. Sie konnte in derselben Stunde irgend eine komische Albernheit mit dem Muthwillen und der Feinheit einer gebildeten Schauspielerin nachahmen, und ein erhabenes Gedicht vorlesen mit der hinreißenden Würde eines kunstlosen Gesanges. Bald wollte sie in Gesellschaft glänzen und tändeln, bald war sie ganz Begeisterung, und bald half sie mit Rath und That, ernst, bescheiden und freundlich wie eine zärtliche Mutter. Eine geringe Begebenheit ward durch ihre Art, sie zu erzählen, so reizend wie ein schönes Märchen. Alles umgab sie mit Gefühl und Witz, sie hatte Sinn für Alles, und Alles kam veredelt aus ihrer bildenden Hand und von ihren süß redenden Lippen. Nichts Gutes und Großes war zu heilig oder zu allgemein für ihre leidenschaftlichste Theilnahme. Sie vernahm jede Andeutung, und sie erwiderte auch die Frage, welche nicht gesagt war. Es war nicht möglich, Reden mit ihr zu halten; es wurden von selbst Gespräche, und |105| während dem steigenden Interesse spielte auf ihrem feinen Gesichte eine immer neue Musik von geistvollen Blicken und lieblichen Mienen. Dieselben glaubte man zu sehen, wie sie sich bei dieser oder bei jener Stelle veränderten, wenn man ihre Briefe las, so durchsichtig und seelenvoll schrieb sie, was sie als Gespräch gedacht hatte. Wer sie nur von dieser Seite kannte, hätte denken können, sie sei nur liebenswürdig, sie würde als Schauspielerin bezaubern müssen, und ihren geflügelten Worten fehle nur Maß und Reim, um zarte Poesie zu werden. Und doch zeigte eben diese Frau bei jeder großen Gelegenheit Muth und Kraft zum Erstaunen, und Das [ihr Verhältnis zu Muth und Kraft] war auch der hohe Gesichtspunkt, aus dem sie den Werth der Menschen beurtheilte.«

Es ist mehr Lob, als Malerkunst, in diesem Portrait. Sainte-Beuve hätte es anders entworfen. Aber das Original dieses Bildes ist die Frau, welche seit der Herausgabe ihrer Briefe unter dem Titel »Karoline«, fast wie eine Königin, nur mit diesem ihrem Vornamen benannt wird, an welchem man sie auch am leichtesten erkennt, weil sie so viele Nachnamen gehabt hat, daß man nicht recht weiß, mit welchem man sie bezeichnen sollte. Sie war eine geborene Michaelis, eine Tochter des bekannten Göttinger Theologen, war zuerst mit einem Dr. med. Böhmer, nach seinem Tode mit A. W. Schlegel und zuletzt endlich mit Schelling vermählt. |106| Durch ihre beiden letzten Verbindungen steht sie im Mittelpunkt des ganzen romantischen Kreises, der sich zwanglos um sie ordnet. Sie war dessen eigentliche Muse. Calderon’s und Ariost’s genialer Uebersetzer, Gries, nennt sie »bei Weitem die geistreichste Frau, die er je gekannt«, Steffens und Wilhelm von Humboldt brauchen ähnliche Bezeichnungen. Von mehreren seiner Aufsätze sagt A. W. Schlegel, sie seien »zum Theil von der Hand einer geistreichen Frau, welche alle Talente besaß, um als Schriftstellerin zu glänzen, deren Ehrgeiz aber nicht darauf gerichtet war.« Schelling schreibt bei ihrem Tode: »Wäre sie mir nicht gewesen, was sie war, ich müßte als Mensch sie beweinen, trauern, daß dies Meisterstück des Geistes nicht mehr ist, dieses seltene Weib von männlicher Seelengröße, von dem schärfsten Geist, mit der Weichheit des weiblichsten, zartesten, liebevollsten Herzens vereinigt. Etwas der Art kommt nie wieder!« Ihr Portrait ist wunderbar, gewinnend, sein, malitiös und doch hinschmelzend sanft. Sie ist ganz in Leonardo’s Stil. Dorothea ist weit mehr aus Einem Gusse.

Karoline war 1763 geboren, und einundzwanzig Jahre alt, als sie sich zum ersten Mal vermählte. A. W. Schlegel lernte sie während seiner Studienzeit in Göttingen kennen, und verliebte sich in sie; sie wies seinen Heirathsantrag ab. Der Verkehr wurde bald abgebrochen, aber brieflich fortgesetzt, als A. W. Schlegel 1791 eine Hauslehrerstelle in Amsterdam übernahm, wo verschiedene |107| galante Abenteuer, darunter eine ernsthaftere Liebschaft, das Verhältnis zu Karoline in Schatten stellten. Mittlerweile hatte Diese sich in ein Netz der absonderlichsten Verhältnisse verwickelt. 1792 hatte sie sich nach Mainz begeben und lebte in Georg Forster’s Hause. Als dieser bewundernswerthe und geniale, aber allzu sanguinische Mann, der Lehrer Humboldt’s, gleich ausgezeichnet als Naturforscher wie als Schriftsteller, sich in revolutionäre Unternehmungen einließ und die französische Freiheit am Rhein auszubreiten suchte, theilte Karoline mit Eifer seine Sympathien und Bestrebungen und verkehrte mit den republikanischen Klubbisten in Mainz. Man hatte sie zugleich, wiewohl mit Unrecht, besonders in Verdacht, durch ihren Schwager G. Böhmer, den Sekretair Custine’s, Verbindungen mit dem Feinde unterhalten zu haben. Als die deutschen Truppen Mainz zurück erobern, wird sie arretirt und verbringt mehrere Monate in einer grausamen Haft, wo sie mit sieben andern Gefangenen das Zimmer theilen muß. Aus ihrem Gefängnisse schreibt sie jetzt an Schlegel um Hilfe. Ihre Lage ist noch schlimmer und verworrener, als es scheint. In Mainz hat sie aus Verzweiflung darüber, daß ihre heißesten Wünsche fehlgeschlagen waren (sie hatte gehofft, daß der männliche und energische Tatter ihr seine Hand anbieten würde), sich einem zufälligen Anbeter, einem Franzosen, an den Hals geworfen, und die Folgen dieses Verhältnisses müssen sie unvermeidlich |108| für immer kompromittiren, wenn sie nicht rechtzeitig aus dem Gefängnisse befreit wird. Durch Wilhelm Schlegel’s Konnexionen und die eifrigen Bemühungen ihres Bruders gelingt es, eine Freilassungsordre zu erwirken, und mit der ruhigen Ritterlichkeit, die ihm eigen war, stellt Wilhelm jetzt die von Allen verlassene Karoline unter den Schutz seines jüngeren Bruders Friedrich. Unter diesen, so wenig vortheilhaften Umständen macht Friedrich ihre Bekanntschaft. Er ist nicht im Voraus für sie eingenommen, er ist nicht weit davon entfernt, Geringschätzung für sie zu empfinden. Und unter solchen Verhältnissen schreibt er:*)*

*) G. Waitz, Karoline. Bd. I., S. 347 und 348.
»Einfachheit und einen ordentlich göttlichen Sinn für Wahrheit habe ich durchaus nicht erwartet. . . Sie machte einen sehr lebhaften Eindruck auf mich; ich wünschte nach ihrer Mittheilung und Freundschaft aufs emsigste streben zu dürfen, aber grade da sie einige Theilnahme zu äußern schien, sah ich sehr bestimmt, daß ein bloßer Versuch in die heftigsten Kämpfe führen, und wenn eine Freundschaft zwischen uns möglich sei, sie nur die späte Frucht vieler verkehrter Bestrebungen sein könne – – jeder eigennützige Anspruch ward von da an aufgegeben . . . Ich setzte mich in das einfachste, einfältigste Verhältnis zu ihr, die Ehrfurcht eines Sohns, die Offenheit eines Bruders, die Unbefangenheit eines Kindes, die Anspruchslosigkeit eines Fremden.«

|109| 1796 verheirathet A. W. Schlegel sich dann mit seiner stark kompromittirten Freundin. Ihren Kreis bilden alle die besten und bedeutendsten Männer ihrer Zeit. Sie steht in andauerndem Verkehr mit Goethe, Herden Fichte, Schelling, Hegel, Tieck, Schleiermacher und Hardenberg Goethe steht gerade damals in intimer Verbindung mit der jungen Schule. Dieselbe ist eben im Begriff, sich zu bilden, und ihre verschiedenen Mitglieder halten ihre ersten Zusammenkünfte in Jena. Sie frühstückt mit Goethe, speist bei Fichte zu Mittag, und ist bald nur allzu unzertrennlich von Schelling.

Als ein Beispiel der Stärke und Feinheit ihrer Urtheilskraft theile ich hier folgende Stelle aus einem Briefe Karolinens an Schelling (vom 1. März 1801) mit: »Du willst doch wohl nicht von mir erfahren, mein allerliebster Freund, ob Du Dich schon beinahe so ausgedrückt hast – wie weit Fichtens Geist reicht. Mir ist es immer so vorgekommen, bei aller seiner unvergleichlichen Denkkraft, seiner fest in einander gefügten Schlußweise, Klarheit, Genauigkeit, unmittelbaren Anschauung des Ichs und Begeisterung des Entdeckers, daß er doch begrenzt wäre; nur dachte ich, es käme daher, daß ihm die göttliche Eingebung abgehe, und wenn Du einen Kreis durchbrochen hast, aus dem er noch nicht heraus konnte, so würde ich glauben, Du habest Das doch nicht sowohl als Philosoph – wenn die Benennung hier falsch gebraucht sein sollte, so mußt Du mich darüber |110| nicht schelten – als vielmehr in so fern Du Poesie hast, und er keine. Sie leitete Dich unmittelbar auf den Stand der Produktion, wie ihn die Schärfe seiner Wahrnehmung zum Bewußtsein. Er hat das Licht in seiner hellesten Helle, aber Du auch die Wärme, und jenes kann nur beleuchten; diese aber producirt. – Und ist Das nun nicht artig von mir gesehn? Recht wie durch ein Schlüsselloch eine unermeßliche Landschaft.«

Ueber Hegel findet man an einer anderen Stelle von Karolinens Briefwechsel (Bd. 11., S. 239) die ergötzliche Aeußerung, welche wenig zu der gewöhnlichen Vorstellung von dem Philosophen stimmt: »Hegel macht den Galanten und allgemeinen Cicisbeo«.

Mit Leidenschaft betheiligt sich Karorine an allen Bestrebungen der romantischen Schule, sie schriftstellert, korrigirt, liefert anonyme Recensionen, bald selbst mit der Feder thätig, bald mittelbar durch ihren Einfluß auf Andere wirkend. Die politisch-revolutionäre Leidenschaft, welche sie vor den Männern auszeichnet, nimmt jetzt nothgedrungen an literarischen Scharmützeln und Intriguen Theil. So sehen wir sie Schlegel’s »Jon« anonym, aber ziemlich neckisch, ankündigen, sehen Schlegel gleichfalls anonym antworten und sich gegen diese Recension vertheidigen, und dann endlich Karolinen Schelling zu Hilfe rufen, der in einer dritten anonymen Recension als Karolinens Ritter mit ausgesuchter Feinheit |111| der Form Schlegel noch ärger zu Leibe geht, während er ihm schreibt, daß er es hoffentlich nicht übel aufnehmen werde. Karoline ist es auch, welche das Verhältnis zwischen Schiller und Schlegel zerstört, den Bruch zwischen ihnen bewirkt, und durch ihre zahlreichen, oft sehr witzigen, allein Ungerechten Scherze über die Schiller’sche Poesie beständig die Brüder gegen Schiller aufhetzt, der seinerseits nicht von dem Vorwurfe freigesprochen werden kann, sie mit der vornehmen Miene eines alten Herrn abgewiesen zu haben, als sie ihre Schriftstellerlaufbahn begannen. Schiller nennt Karolinen stets »Dame Lucifer«. Ihre schwächste Seite kehrt sich in ihrem kleinlichen Hasse gegen die arme Dorothea Veit heraus, die sie beständig verfolgt, – ein Haß, welcher das sonst so schöne Einvernehmen zwischen den beiden Brüdern, die zugleich die vertrautesten Freunde waren, störte und sie fast ganz mit einander entzweit hätte. Man höre, in welchem Tone sie von Dorothea spricht: »Friedrich hat den Alarkos selbst noch gesehen und sich unmittelbar darauf in den Wagen gesetzt, um nach Frankreich zu eilen, wo er sich republikanisch zu vemählen gedenkt. Das Ersäufen in der Loire hieß unter Robespierre noces republicaines, und der Hälfte dieses Paares möchte ich gern solche Hochzeit gönnen.« Ihre schönsten Eigenschaften entfalten sich ihrer Tochter, dem wunderbaren Kinde Auguste Böhmer, gegenüber, deren Namen unauslöschlich der |112| deutschen Literaturgeschichte eingeprägt bleiben wird, obschon sie mit fünfzehn Jahren starb. Man lese ihre Urtheile über Friedrich, über Dorothea, ihre versificirten Briefe an Tieck oder Schleiermacher, und man wird über ihre feine und seltne Begabung erstaunen. Ihr Tod wurde zu einem Wendepunkte in Karolinens Leben. Schelling, der vielleicht von Augusten etwas bezaubert gewesen war, trat bei ihrem plötzlichen und betrübenden Hinscheiden der Mutter näher. Er war damals sehr jung im Feuereiser seiner ersten Arbeiten, sprühend von Leidenschaft, strahlend von Genie, Goethe’s Liebling. Sie hatten ein tiefes gemeinsames Leid und ein gegenseitiges Trostesbedürfnis. Das Verhältnis nahm den Charakter der glühendsten Liebe an. Daß die gemeinen Gegner der Romantik eine Broschüre verfassen ließen, in welcher behauptet wurde, Schelling habe durch seine verrückte Naturphilosophie und die Kuren, welche er verordnet, das Kind umgebracht – ein Gerede, das auf purer lügenhafter Erfindung beruhte – konnte sie nur noch inniger verbinden. In der Antwort auf diese Broschüre gebraucht Schelling jene derben Ausdrücke von seinen Gegnern, welche Lassalle in der Einleitung zu seiner Schrift »Kapital und Arbeit« citirt. Karolinens Verhältnis zu Schlegel war längst erkaltet, er und sie lebten in verschiedenen Städten. Wäre Karoline eifersüchtig gewesen, so hätte sie mehrfach Grund zu Klagen gehabt. Später knüpfte Schlegel ein Liebesverhältnis |113| mit Tiecks Schwester, Sophie Bernhardi, an, die sich seinetwegen von ihrem Manne scheiden ließ. Sein letzter Eheversuch mit einer Tochter des Rationalisten Paulus mißlang bekanntermaßen und endete, wie sein erster, mit einer Scheidung.

Als Schelling und Karoline einander so unentbehrlich geworden waren, daß das Band, welches Letztere fesselte, gelöst werden mußte, gab Schlegel aufs ritterlichste seine Einwilligung dazu. Die Scheidung fand statt, und, wie Karoline sagt, »wir lösten eine Verbindung, die wir unter uns nie anders als wie ganz frei betrachteten«, und ein neuer Ehebund, der beiderseits durchaus glücklich ausfiel, wurde geschlossen.

Höchst interessant für die Theorien der Schule und ihre Uebereinstimmung mit dem Leben der Führer ist es zu sehen, wie Schlegel diesen Entschluß Karolinens aufnimmt. Er giebt nicht bloß seine Einwilligung, sondern er bleibt andauernd in durchaus freundschaftlichem Briefwechsel mit Schelling, und die beiden Männer unterstützen einander bei ihren literarischen Bestrebungen gegenseitig mit Rath und That. Ja, Karoline fährt fort, in freundschaftlichstem Verkehr mit Schlegel zu stehen, lange nachdem ihr Verhältnis zu Schelling ihm kein Geheimnis mehr ist. Sie schreibt z. B. im Mai 1801 an Schlegel: »Entscheide einmal folgenden Streit zwischen Schelling und mir: darf man so mit dem Heratneter verfahren? Ich finde die beiden letzten |114| Zeilen Ungelenk, – er besteht aber darauf.« Mit Frau von Staël besucht Schlegel sogar später das Paar in München.

So vermochten auch die stärksten persönlichen Zerwürfnisse und Spaltungen nicht Diejenigen zu trennen, welche durch Gemeinschaft der Ideen und einen gemeinsamen Kampf für dieselben mit einander verbunden waren. Man betrachtete die persönliche Freiheit als unveräußerlich und achtete sie als solche bei Anderen, wie man sie für sich selbst in Anspruch nahm.

Hierin liegt auf der einen Seite etwas Schönes und Freies, aus der andern etwas Verletzendes. Man muß es beklagen, daß Die, »welche zusammen gehörten, so vieler Umwege bedurften, um einander zu finden, aber man begreift recht wohl die Charaktere und ihre Verhältnisse. Das Urtheil muß sich nach dem Zeitalter der Betreffenden richten.

Aber noch eine andere Lehre läßt sich hieraus ziehen, als die von den wechselnden Neigungen der Romantiker und ihrer vollkommenen Geistesfreiheit gegenüber den gesellschaftlichen Banden, nämlich die: daß ihre Frauen in Wirklichkeit über ihnen selbst standen, und daß sie nur vermocht haben, sie zu sich herab zu ziehen. Wir sehen die kräftige und energische Dorothea, welche so stark die Kleinlichkeit aller literarischen Tendenzen der Romantiker empfindet, langsam umgewandelt werden, sehen sie widerstrebend »Lucinde« bewundern, dann selbst |115| Romane nach der allgemeinen Schablone verfassen, dann endlich mit Friedrich nach Wien gehen und katholisch werden. Oder man blicke auf die feinsinnige, enthusiastische, stahlharte Karoline, die als junge Wittwe von einigen zwanzig Jahren die Rheinlande zu revolutioniren sucht; sie ist zu dieser Zeit so entschlossen, daß sie sich fast mit jedem Beliebigen verbündet und Leben und Wohlfahrt ihrer Lieben mit äußerster Rücksichtslosigkeit den größten Gefahren aussetzt. Friedrich schreibt damals an Wilhelm: »Das werde ich ihrem Herzen nie verzeihen können, daß weiblicher Taumel es so weit hinriß, daß sie fähig war, ihren Freund in diesen gräßlichen Strudel armseliger Gefahren und lumpichter Menschen zu locken.« Und dann sehe man sie einige Jahre nachher verwandelt, recensirend, anonym für und gegen die schlechten Dramen ihres Mannes schreibend, ganz aufgegangen in literarischen Intriguen. Dann durchbebt wieder auf Augenblicke gleichsam ein Hauch aus der alten Zeit ihre Seele, und man fühlt, wie sie umgewandelt ist. So schreibt sie im Oktober 1799 ihrer Tochter erst allerlei Familiengeschichten. Der Bericht darüber endet: »Der Hofrath Hufeland ist zurück nebst Frau und Kindern.« Darauf heißt es: »Lauferei das Alles! Buonaparte ist in Paris. O Kind, bedenke, es geht Alles wieder gut. Die Russen sind aus der Schweiz vertrieben – die Russen und Engländer müssen in Holland schmählich kapituliren, die Franzosen dringen |116| in Schwaben vor. Und nun kommt der Buonaparte noch. Freue Dich ja auch, sonst glaub’ ich, daß Du bloß tändelst und keine gescheiten Gedanken hegst.« Dann im selben Athemzuge literarisches Geträtsch: »Tieck ist sehr amüsant und wir sind viel beisammen. Was die Menschen vor Zeugs aushecken, Das glaubst Du nicht. Ich werde Dir ein Sonett auf Merkel schicken, der in Berlin geklatscht hat, der Herzog habe den Schlegels wegen des Athenäum Verweise geben lassen u. s. w. Da haben sich Wilhelm und Tieck letzt Abends hingesetzt und ihn mit einem verruchten Sonett beschenkt. Es war ein Fest mit anzusehen, wie Beider braune Augen gegen einander Funken sprühten und mit welcher ausgelassenen Lustigkeit diese gerechte malice begangen wurde. Die Veit und ich lagen fast auf der Erde dabei. Die Veit kann recht lachen, was sie Dir wohl bestens empfehlen wird. Der Merkel ist ein geliefertes Ungeheuer. Davon erholt er sich nicht. Ein Mordlärm wird übrigens von allen Seiten losgehn. Schütz und Wilhelm haben artige Billette gewechselt, Schelling rückt der Allgemeinen Literaturzeitung mit voller Kraft auf den Leib. Doch diese Händel gehen Dich Nichts an, die Russen und Buonaparte aber viel.« Es ist, als bemühe sie sich, die großen Interessen bei ihrer Tochter wach zu halten, als sie bei ihr selbst ersterben. Dann verheirathet sie sich mit Schelling und fügt sich in alles Bestehende in dem großen Pfaffenneste Baiern.

|117| Manche große Männer haben sich vergebens bemüht, die Frauen, welche sie liebten, dahin zu bringen, ihre Interessen zu theilen. Aber ich kenne keine schlimmere Anklage gegen begabte Männer und kein stärkeres Symptom ihrer Schwäche, als die Thatsache, daß sie, weit entfernt davon, die Frauen, welche sich ihnen hingaben und ihnen folgten, zu heben, dieselben herab gezogen, sie ihrer höchsten Interessen und edelsten Sympathien beraubt, und ihnen kleine und kleinliche dafür eingeflößt haben. Diese Anklage trifft die Romantiker, und mußte sie treffen. Sie haben die großen Frauen, die gute Götter ihnen schenkten, eben so behandelt wie die großen Ideen, die sie als Erbtheil empfingen, sie haben sie des großen freisinnigen, socialen und politischen Gepräges beraubt, und sie erst romantisch und literarisch, dann christlich und dann katholisch gemacht.

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